Weihnachten in Uruguay und das Sommerleben..

Zwei große Ereignisse haben sich in den vergangenen Wochen zugetragen: Weihnachten und Sylvester. Wie ich zum Beispiel Weihnachten erlebt habe und wie sich das Leben hier ansonsten gestaltet, berichte ich jetzt.

Weihnachten mal ganz anders..

Statt das Fest der Freude und Besinnlichkeit mit Gans und Karpfen, vor dem lodernden Kamin bei klirrender Kälte und Schneegestöber zu begehen, werde ich dieses Mal Zeuge eines Sommer-Spektakels.

Die Weihnachtliche Zeit findet für mich bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad und bei strahlend blauem Himmel statt. Es fällt mir zugegebenermaßen schwer, mich bei meinen Aufenthalten am Strand oder bei Grill-Abenden mit den Gedanken an das Fest zu beschäftigen. Es wirkt irgendwie obskur, kitschig-festlich geschmückte Weihnachtsbäume und Nikoläuse zu betrachten, die in der Menge der sehr sommerlich gekleideten Menschen nur als Randnotiz erscheinen. Auch wirkt es fast schon befremdlich, zwischen all der mich betörenden lateinamerikanischen Musik im Radio immer wieder auch Weihnachtsklassiker zu hören. Aber dann ist die Vorfreude doch in mein Herz eingezogen und das Fest kann kommen.

Eingeladen bin von der Familie der Freundin von Inaki. Vom ersten Moment bin ich Teil der Familie und der Gastvater begrüßt mich mit einem akzentfreien „Willkommen“. Aber nicht nur, dass alle versuchen, ihre Deutschkenntnisse zum Besten zu bringen – man hat sogar ein „Frohe Weihnachten“-Schild gebastelt, was man mir stolz präsentiert und was mich direkt sehr berührt.

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Die Feier selbst ähnelt sehr einer sommerlichen Grillparty – wobei das Fleisch zunächst fehlt. Es gibt kleine Snacks, Würstchen, Quiches, Salate und das ein oder andere kalte Getränk. Es wird geredet, gesungen, Spaß gemacht und getanzt – Polonaisen und Limbo werden aufgrund des hohen Spaßfaktors zig-fach wiederholt und die Lachmuskelatur bekommt keine Pause und ich das amüsierte Grinsen kaum noch aus meinem Gesicht.

Kurz vor Mitternacht versammeln sich dann alle auf der Straße. Einige Personen bereiten eifrig ein Feuerwerk vor und die Anderen sorgen dafür, dass jeder mit einem Glas kalten Sekt ausgestattet ist. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, den Countdown einzuleiten und um Punkt Mitternacht bricht eine Euphorie ähnlich wie in Mainz an Sylvester aus – man drückt und herzt sich, wünscht sich ein tolles Weihnachtsfest und stößt mit dem kalten Getränk auf den Abend an. Das Feuerwerk wird gezündet und mischt sich mit den unzähligen Raketen, Leuchten und Knallkörpern der Nachbarschaft und der Stadt und den begleitenden „Aaahh“- und „Oooh“-Rufen der Zuschauer

Wieder im Haus versammeln sich um den Weihnachtsbaum und das nächste Spektakel beginnt. Die Verteilung der Geschenke. Diese liegen aufgetürmt auf einem riesigen Stapel. Der Verteiler ruft laut den auf dem Geschenk vermerkten Namen der bedachten Person aus und unter tobenden Beifall und Jubel holt sich der oder die Glückliche sein Präsent ab. Auch ich darf ein paar Mal hervortreten und T-Shirts, Thermosflaschen oder uruguayische Weine entgegennehmen – fröhliche Weihnachten! Von Erschöpfung ist auch danach bei den Feiernden nicht die Rede, denn erst jetzt wird das eigentliche Essen aufgetischt – es gibt eine große Auswahl an gebratenem Fleisch, weiteren Quiches, Salaten und Süßspeisen wie Kuchen, Eiscreme und mit verführerischer Creme gefülltes Gebäck. Aber auch der lustigste, schmackhafteste und fröhlichste Abend geht mal zu Ende und es ist Zeit für den Heimweg. Die Einladung zum nächsten Weihnachtsfest habe ich dabei.

Nach diesem erlebnisreichen Abend will ich mich ein bisschen ausruhen und fahre wieder an die Küste, nach Punta del Este, um dort das sommerliche Leben zu genießen.

Apropos Sommer…

Bereits in meinen früheren Beiträgen habe ich von meinen Reisen an die Küste berichtet. Und nun schildere ich mal, wieso ich immer wieder an diesen Ort zurück kehre. Punta del Este, beziehungsweise die ganze Region Maldonado mit den Städten Maldonado, Punta del Este, La Barra und Rose Ignazio ist ein absoluter Traum mit immenser Anziehungskraft.

Ist die Region in den Wintermonaten doch recht verlassen und nur von wenigen Einheimischen besiedelt, strömen im Zeitraum von Mitte Dezember bis Anfang März die Massen an Erholungssuchenden in die genannten Orte. So kommt es, dass statt den ca. 150.000 Dauersiedlern ungefähr 750.000 Menschen die Gegend für sich in Anspruch nehmen. Und sie kommen von überall her. Es gilt in ganz Südamerika nämlich als sehr „schick“ und „in“ zu sagen, dass man den Sommerurlaub in dieser Region verbracht und das neidische Staunen ist einem Gewiss. Die meisten Menschen, die sich einen nicht gerade günstigen Aufenthalt leisten, kommen jedoch aus Argentinien, Brasilien und Paraguay. Aber auch jede Menge Stars sind hier wohl „heimlich“ auf der Gästeliste der teilweise edlen Hotels oder besuchen ihre eigenen, sehr feudal wirkende Anwesen und ruhen sich abgeschirmt vom Trubel der Sonnenhungrigen an ihren eigenen Strandabschnitten aus. Wer es sich leisten kann, fliegt mit dem Hubschrauber oder fährt mit Luxusautos durch die Gegend…wobei: zu bestimmten Zeit ist von einem Fahren nicht die Rede sondern von einem geduldigem im Stau stehen. Über Kilometer wälzen sich dann die Blechlawinen durch die kleinen Straßen – wohl dem, der wie ich dann mit einem Motorrad unterwegs ist. Keiner nimmt aber daran Anstoß, dass die Fahrt von A nach B sehr lange dauert, gilt es doch, zu sehen und gesehen zu werden. Und vielleicht erblickt man ja im Nachbarauto jemand Bekanntes aus Film & Fernsehen, aus der Welt des Sports oder der Politik.

Abgesehen von den zahlreichen Möglichkeiten, gut Essen zu gehen, in Bars und Clubs zu feiern und zu shoppen sind natürlich die Strände die Attraktion Nummer 1. Und lange, breite und weiße Sandpisten gibt es überall. Die Auswahl des Strandes, auf dem man an diesem Tag sich sonnen möchte, fällt nicht leicht. Von La Barra aus könnte man sogar über den laufend Strand bis nach Brasilien gelangen. Jedoch muss man, sofern man Abgeschiedenheit und Platz für sich haben möchte, schon länger suchen.

Das Meer ist hier sehr sauber und lädt zur ständigen Abkühlung ein. Aber auch jede Wassersportart bietet sich hier an. Von Body- und Windsurfen bis hin zum Kitten, Jetski-Fahren, Segeln, Yachting, vom Banana-Riding bis zum Herumtollen auf schwimmenden Hüpfburgen und Rutschen wird hier alles geboten. Mein Favorit ist allerdings das Gleitschirmfliegen – es muss erhebend sein, diesen tollen Küstenabschnitt aus der Luft zu betrachten und die einzigartige Perspektive zu genießen.

Selbstverständlich kommen hier auch die Liebhaber von Sonnenuntergängen nicht zu kurz. Aber auch eine weitere Besonderheit ist hier zu bestaunen – der Aufgang des Mondes. Zwischen Punta del Este und La Barra gibt es sogar einen Platz direkt am Strand, von dem ich zuerst den Sonnenuntergang und dann den Aufgang des Nachtgestirns bewundern konnte – einzigartig!

Es ist einfach traumhaft hier und ich habe mich schon sehr gut eingelebt. Auch habe ich mittlerweile angefangen, wie die meisten der Uruguayer, Mate zu trinken – erstaunlich erfrischen und belebend. Wobei ich das mit dem Mate nicht so genau nehme, aber die Art & Weise des „Wie“ stimmt. Erfrischend bleibt es immer!

Nun. Mir geht es hier richtig gut und das Leben ist schön. Dennoch laufen bereits die Vorbereitungen für die nächsten Erkundigungen des südamerikanischen Kontinents. Auf dem Plan steht Argentinien und Brasilien.

Ich werde berichten.

Sonnige Grüße, Thilo

(sie auch: Stationen und Distanzen)


6 Gedanken zu “Weihnachten in Uruguay und das Sommerleben..

  1. Ich habe voller Freude heute Morgen deinen weiteren Beitrag gelesen.
    Es klingt nach einem tollen Abenteuer was du dort erlebst.
    Ich frage mich was aus Sascha geworden ist. Ist sie deine Wegbegleiterin? Die Pläne mit dem Hostel klangen spannend und interessant. Lass uns doch wissen wie es weiter geht.
    Lass dir den Mate schmecken,
    die Fernwehhabende

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    1. Hallo Katja. In der Tat ist die Reise bisher ein fantastisches Erlebnis und Abenteuer. So kann es gerne weitergehen.
      Sacha war Grund meines langen Aufenthalt in Uruguay – einfach ein toller Mensch und Freund. Ursprünglich wollte ich nur zwei Wochen bleiben, aber dann sind wir uns eben begegnet. Die Pläne mit dem Hostel bestehen weiterhin – jederzeit könnte ich dort anfangen…denn auch heute noch unterhalte ich beste Beziehungen zu den Leuten, die mich damals so freundlich in ihrer Familie aufgenommen haben..
      …und der Mate war grossartig 😉
      Thilo

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