Ein bisschen Luxus gönne ich mir. Den habe ich mir aber auch redlich verdient nach dem unvergesslichen Marathon-Tag rund um die Stadt Machu Picchu (siehe Machu Picchu – im Himmelreich der Inkas..). Nachdem ich an dem Terminal in Cusco zunächst mein Gepäck aufgegeben habe, lasse ich noch eine Sicherheitskontrolle über mich ergehen. Dann besteige ich einen sehr modernen und mit allerlei Komfort ausgestatteten Reisebus und nehme in meinem Leder bezogenen Sessel Platz. Die uniformierte Stewardess nimmt noch die Sicherheitseinweisung vor und losgehen kann das Flugerlebnis in der Business-Class am Boden. Wenn ich nicht gerade eine der gereichten Mahlzeiten zu mir nehme, oder einen Film aus meinem individuellen Programm-Menu ansehe, betrachte ich die immer kleiner werdenden Anden-Kordilleren, die insbesondere an der Pazifik-Küste ein bizarres Bild abgeben. Absolute Trockenheit trifft Wasser und die schäumende Gicht der brandenden Wellen taucht das Szenario in einen weißen Dunst.
Und dann erreiche ich nach fast 24 Stunden Fahrt die Hauptstadt Perus. Lima präsentiert sich mir als eine teilweise sehr hübsche Stadt mit einem sehr mondän wirkenden Plaza Mayor, der dominiert wird von der Catedral de Limas, dem Palacio de Gobierno und dem Palacio Arzobispal (Erzbischofssitz). Ähnlich prunkvolle Gebäude umrunden auch den Plaza San Martin, der ganz in der Nähe liegt und durch eine sehr schöne, mit Häusern aus der Kolonialzeit gesäumten, Fußgängerpassage zu erreichen ist.
Aber auch an vielen weiteren Plätzen, großen Avenidas und Parks ist die Architektur äußerst ansprechend und es macht mir wirklich große Freude, durch das Zentrum zu schlendern. Im historischen Kern der Stadt werden die Häuserfassaden nur selten von modernen Bauwerken unterbrochen und es ergibt sich ein sehr ansehnliches Bild. Dazwischen herrscht ein reges Treiben. Zahllose Menschen der fast 9 Millionen-Metropole gehen ihren Geschäften nach, Studierende eilen zu den Universitäten, Straßenhändler bieten ihre Waren an und Essen kann bei den Imbiss-Wägelchen zu sich genommen werden. Das ganze unter einer Haube aus enormen Lärm. Dröhnende, große Busse. Viele Minibusse mit Helfern, die sich aus den Fenstern lernen, um lauthals die Fahrtroute den Passanten entgegen zu brüllen. Gefühlt eine Million kleiner Taxis, die mit wilder Huperei um den nächsten Fahrgast buhlen. Und natürlich die übrigen Verkehrsteilnehmer, die sich durch den chaotisch wirkenden Verkehr ihren Weg suchen. Ebenfalls mit der Hupe.
Aber gerade dieses sehr lebendige Treiben auf und neben den Straßen finde ich sehr interessant und laufe bis spät abends durch die Stadt. In den Nachtstunden wechselt das Bild der Stadt und es wird allmählich ruhiger. Den Raum der Geräusche erobert dann das Licht der wunderschön beleuchteten Gebäude, Kirchen und Säulengänge. Ich fühle mich hier wirklich wohl!
Das leibliche Wohl kommt hier natürlich auch nicht zu kurz. Die Peruanische Küche trifft voll meinen Geschmack und ich probiere mich durch die Feinheiten der Kochkünste. Leche de Tigre. Ceviche. Meerschweinchen. Etc. Aber auch die Nachspeisen sind vorzüglich und ich genieße das süße Leben. Warum das Rezept der weltbesten Tarta de Chocolate seinen Globus-Umspannenden Siegeszug noch nicht angetreten hat, kann ich kaum nachvollziehen..
Der Geist bekommt in den zahlreichen Museen Nahrung. Herauszuheben ist das MALI – Museo de Arte de Lima in dem Parque de la Exposición , was durch eine tolle Sammlung von Artefakten aus allen Epochen über die Vergangenheit lehrt. Die Erkenntnisse aus der Sonderausstellung zum Thema Nasca lassen mich, zusammen mit dem Gesehenen vor Ort (siehe Die mystischen Linien von Nasca und die Suche nach Außerirdischen..), allmählich zum Experten dieser Kultur werden. Sehenswert ebenfalls ist zum Beispiel die Bibliothek in dem Kloster Santo Domingo, das Gedächtsnisstätte für die drei Heiligen von Lima ist. Aufgrund meiner, mittlerweile brauchbaren, Spanischkenntnisse, wage ich sogar einen Besuch des Casa de la Literatura Peruana. Es ist nicht nur baulich aufgrund seiner Buntglaskuppel sehenswert, sondern lädt mit seinen abgebildeten Phrasen zum Nachdenken ein. Mit einem Schmunzeln sage ich mir manchmal, ich hätte es nicht besser formulieren können..
Den Duft des Pazifiks rieche ich dann bei einem Spaziergang durch den wohl schönsten Stadtteils außerhalb des Zentrums von Lima ein. In Miraflores mit seinen tollen Villen, eleganten Wohntürmen, großzügigen und sehr grünen Plätzen, edlen Einkaufsmöglichkeiten und der schmucken Promenade nehme ich dann Abschied von der beeindruckenden Stadt, in der man mit all seinen Sinnen auf seine Kosten kommt. Eine Hauptstadt mit sehr gutem Lebensgefühl.
Es zieht mich weiter in den Norden. Dort will ich mir die einst größte Siedlung der präkolumbischen Zeit ansehen: Chan Chan in der Nähe von Trujillo.
Ich werde berichten..
Euer Thilo
2 Gedanken zu “Eine Stadt mit Wohlfühlcharakter: Lima..”