Die weiße Stadt Arequipa feiert Geburtstag..

Endlich in Peru. Nur kurz aber ist mein Aufenthalt in meiner ersten Station, der für mich unspektakulären Stadt Puno. Sie ist das größere Spiegelbild des bolivianischen Copacabana (siehe Laute Fiesta in La Paz und die Stille am Titicacasee..), ebenfalls am Ufer des Titicacasees liegend, sehr touristisch und hat keine herausragenden Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Stadt dient den Reisenden lediglich als Basis für die Touren zu den schwimmenden Inseln der Urus mit ihren noch sehr traditionell lebenden Einwohnern. Ich nutze Puno, mich auf das Land einzustellen, mir eine sehr günstige Prepaid-Karte zu besorgen, mich mit Geld zu versorgen, meine Weiterreise zu organisieren und meinen Informationsbedarf dank eines hier sehr gut funktionierendem Internets ausgiebig zu decken.

Mein nächstes Ziel ist Arequipa. Die 310 km Distanz lege ich mit dem Bus innerhalb weniger Stunden und ohne spontane Fiestas (siehe Unvergessliche Einreise nach Peru..) zurück. Auf mich wartet eine knapp 1 Million Einwohner zählende Stadt auf circa 2.300 m ü.N.N., deren Zentrum zum Weltkulturerbe der UNESCO gezählt wird. Die Stadt wird von zwei circa 6.000 m hohen, kegelförmigen Vulkanen dominiert. Auf die noch heute aktiven Schlote der massiven Berge blickt man von vielen Stellen der Stadt. Das weiße vulkanische Gestein wurde früher zum Bau der prächtigen Häuser und Kirchen verwendet und verleiht der Altstadt ein sehr helles Erscheinungsbild. Der Beiname der Siedlung „die weiße Stadt“ hat aber den Erzählungen meines Führers einen anderen Ursprung: er erzählt, dass die Einwohner eine hellere Haut hatten als der Rest der Peruanischen Bevölkerung und sich der Namenszusatz hierauf bezieht. Des weiteren erfahre ich, dass die Stadt aufgrund ihres Wohlstandes in der Vergangenheit sogar mal die Unabhängigkeit von dem Land angestrebt hat. Die Idee existiert auch noch heute, wird aber nicht weiter verfolgt.

Stattdessen liegt der Fokus der Stadt auf den Feierlichkeiten anlässlich ihres 477. Geburtstags. Und gleich am Abend meiner Ankunft findet auf dem zentralen Plaza de Armas ein großes Freiluftkonzert statt. Zu dieser Gelegenheit sind zahlreiche Illuminationen installiert, welche die Basilika und die umstehenden Gebäude zum Takt der klassischen oder folkloristischen Musik in buntes Licht hüllen,

Aber auch bei Tag ist die Stadt absolut sehenswert. Die vielen Kirchen im Stadtzentrum, meist zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erbaut, sind umgeben von überwiegend zweigeschossigen Gebäuden und Prachtbauten der Kolonialzeit, welche die zahlreichen Erdbeben in der Region fast unbeschadet überstanden haben. Dass einer der Türme der Basilika durch eine, in der Stadt schwere Schäden verursachenden, Erdbewegung zerstört wurde, ist dank aufwendiger und detailgetreuer Rekonstruktion heute nicht mehr zu sehen.

Bei meinen zahlreichen Spaziergängen statte ich dem Casa del Moral, dem Museo Santuarios Andinos, dem Mirador Yanahuara (tolle Aussicht über einen Großteil der Stadt und den Vulkanen), der Casona Tristan del Pozo  und dem Claustros de La Compañia einen Besuch ab. Und ich nenne hier nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Die Stadt begeistert mich sehr und sollte bei jedem Peru-Reisenden unbedingt in der Reise-Route enthalten sein.

Das für mich schönste Bildungs-Erlebnis ist die Besichtigung des Kloster Santa Catalina. Es ist nur Glaubensstätte sondern eine kleine Stadt in der Stadt, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Die hier lebenden Nonnen lebten in ihrer abgeschlossenen Welt in den Häusern entlang kleiner Straßen und kommunizierten nur durch verschachtelt gebaute Fenster mit der Außenwelt. Im Inneren schufen sie sich ein Refugium, dass mich heute durch seine Stille und Friedlichkeit zutiefst beeindruckt.

Von der Hostien-Bäckerei, bis zu den (später hinzukommenden) Gemeinschafts-Küchen, einer Krankenstation und Gärten ist noch heute vieles erhalten, auch wenn die Erdbeben hier einen größeren Schaden angerichtet haben und vielfach die zweiten Geschosse der Gebäude zum Einsturz brachten. Viele Utensilien des täglichen Lebens weisen auf alte Zeiten hin.

Das schöne und in sich stimmige Bild des Klosters wird durch wunderschöne Anpflanzungen, Brunnen und kleine Plätze abgerundet, die zum Verweilen einladen und einen schattigen Ort zum Ausruhen gewähren.

So entspannt entdecke ich auch das Nachtleben Arequipas. In zahlreichen Restaurants, Marktküchen, Ständen auf der Straße probiere ich die sehr guten, peruanischen Speisen und stärke mich für die nächtlichen Feierlichkeiten. Aber alleine schon die beleuchteten Gebäude, oder ein kühles Bier auf dem Plaza de Armas mit dem sich hinter der Basilika erhebenden Vulkan sind eine Augenweide.

Am letzten Tag meines Aufenthaltes erlebe ich ein Erdbeben. Es hat die Stärke 6,0 auf der Richter-Skala. Da ich mich unter freiem Himmel aufhalte, merke ich nicht viel davon und interpretierte den kurzen Moment der Unsicherheit zunächst mit persönlichen Unwohlbefinden. Später erfahre ich von Einheimischen, dass es sich um das „Geburtstagsbeben“ der Stadt gehandelt hat. Es gehört wohl fast schon zu den jährlichen Gratulanten.

Insgesamt sehr fröhlich gestimmt, so eine schöne Stadt gesehen zu haben, sage ich zum Abschied „Herzlichen Glückwunsch, du weiße Stadt“.

Mein weiterer Weg führt mich zu einer weiteren Sehenswürdigkeit der Region: dem Colca-Tal. Und dieser Ausflug sollte mir alles bieten.

Ich werde berichten..

Euer Thilo

(siehe auch Stationen und Distanzen)


4 Gedanken zu “Die weiße Stadt Arequipa feiert Geburtstag..

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