Voller Vorfreude, gleich das sechste Land meiner Reise, Peru, zu betreten, nehme ich in dem Bus Platz. Von Copacabana auf der bolivianischen Seite des wunderschönen Titicacasee (siehe Laute Fiesta in La Paz und die Stille am Titicacasee..) sind es bis zu meiner ersten Station im Land der Inkas, der Stadt Puno, nur 145 km. Mit einer Fahrtzeit von 4 Stunden inklusive Grenzübertritt ist zu rechnen.
Die 8 Kilometer von dem Ausgangspunkt zum Grenzbaum sind schnell absolviert. Es heißt also, wieder aus dem Bus auszusteigen und die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Als ich an der Reihe bin, dauert die Sichtung meines Passes im Vergleich zu den anderen Reisenden ungewöhnlich lange und ich werde gebeten, mich an einen anderen Schalter zu begeben. Mir wird dort mitgeteilt, dass ich mich länger in Bolivien aufgehalten habe als zulässig. Jetzt erfahre ich, dass ich grundsätzlich ein Visum von 90 Tagen erhalten kann; das standardisierte Visum von 30 Tagen kann auf Antrag verlängert werden. Das habe ich nicht gewusst und somit auch nicht beantragt. Der sehr freundliche Grenzbeamte teilt mir mit, dass ich für die Verlängerung 170 Bolivianos nachzahlen soll. Da ich diese aber nicht habe, biete ich ihm die Begleichung in US-Dollar an. Er wird noch freundlicher und teilt mir den Umrechnungskurs mit. Mit diesem bin ich allerdings nicht einverstanden und mache ein Gegenangebot. Nach kurzem Feilschen einigen wir uns statt auf 25 auf 20 US-Dollar. Völlig verdutzt, dass ein Handeln überhaupt möglich ist, dass ich den Preis drücken konnte, nehme ich meinen nun die Ausreise bestätigenden Pass und verabschiede mich breit grinsend von dem mich mit Handschlag verabschiedenden Mann in Uniform. Er grinst breit zurück. Eine Quittung habe ich übrigens nicht erhalten.
Der Busfahrer teilt mir mit, dass die Passagiere doch bitte zu Fuß auf die Peruanische Seite wechseln sollen. Die Straße sei für einen kurzen Augenblick gesperrt aber in wenigen Minuten kann auch der Bus passieren. Ich lenke meine Schritte wie geheißen und betrete im wahrsten Sinne Peru. Auch hier ein äußerst freundlicher Empfang der Polizei. Nach nur wenigen Minuten bin ich auch schon an der Reihe und bitte um Einlass. Aufgrund meiner soeben gemachten Erfahrung stelle ich dem Grenzer die Frage, für wie viele Tage mir ein Visum gewährt werden kann. Er fragt mich, wie viele ich den brauche. Meine Antwort lautet circa 60 Tage. Lachend fordert er mich auf, doch gleich 90 Tage in Anspruch zu nehmen. Glücklich über die sehr zufriedenstellende Einreise mache ich mich wieder auf zum Bus.
Ich stelle fest, dass weiterhin kein Auto über die Grenze fährt und sehe auch gleich den Grund: eine Absperrung in Arena-Größe wird gerade fertig gestellt – die die beiden Länder verbindende Straße liegt mittendrin. Gleich wird hier eine Stier-Hatz stattfinden. Leute versammeln sich und besteigen das umliegende Mauerwerk und die Tribüne, um eine bessere Sicht zu haben. Händlern bieten Getränke und Speisen an. Aus Lautsprechern dröhnt die Stimme des Arena-Sprechers und kündigt den ersten Stier an.
Dieser wird an einer langen Leine von einer etwas entfernteren Weidefläche widerwillig herangezogen. Die Öffnung der Arena ist einem sehr unstabil wirkenden Zaun zu finden. Inmitten der Zuschauer. Diese machen laufend, vergnügt rufend und schreiend dem nahenden Bullen Platz. Sobald das Tier in die Arena gebracht wurde, schließt sich wie ein Vorhang die belustigte Menge wieder hinter der Luke und macht diese unsichtbar.
Die Toreros werden angefeuert, den scharrenden, schnaubenden, auch verwirrt wirkenden Stier mit dem gelb-rosafarbenen oder roten Tuch zu einem wütenden Sprint zu reizen. Lässt er sich darauf hin, versuchen die Stier-Kämpfer mit mehr oder weniger eleganten Körpertäuschungen der bis zu 400kg schweren Masse auszuweichen.
Nach wenigen Minuten ist das Spektakel vorbei und das Tier wird Richtung Weide entlassen. Und wieder hebt sich der menschliche Vorhang, um den Ausgang freizugeben. Die auseinanderstrebende Menge behindert sich dabei ein bisschen selbst und das noch immer wütende Stier kommt den Zuschauern teilweise sehr nahe. Bei aller Gefahr für die Teilnehmenden ein scheinbar großer Spaß. Und das nächste Hörnerpaar wird der Arena auf gleiche Weise zugeführt..
Auch ich habe meine Freude an dem Ereignis, nimmt es doch kein tödliches Ende für die Bullen und ich kann erstmalig einen Stierkampf aus nächster Nähe ansehen.
Nach mehreren Stunden unterhaltsamer Verzögerung darf dann auch der Bus über die eiligst freigelegte Straße fahren und es geht nach Puno.
Sehr gut gelaunt besteige ich den Bus . Wann bekommt man schon mal ein kleines Festival zur Begrüßung ausgerichtet. Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Erlebnisse in Peru.
Ich werde berichten..
Euer Thilo
(siehe auch Stationen und Distanzen)
2 Gedanken zu “Unvergessliche Einreise nach Peru..”