Laute Fiesta in La Paz und die Stille am Titicacasee..

Aus der schieren Unendlichkeit des Salzsees bei Uyuni (siehe In die Silber-Stadt Potosí und durch die weißen Weiten des Salar de Uyuni..) mache ich mich auf in den Norden und erstatte einer mich sehr faszinierenden Stadt einen erneuten Besuch ab. Es geht wieder nach La Paz. Diese aussergewöhnliche Stadt hat mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen. Die Lage auf bis zu 4.100 Höhenmetern inmitten deutlich größerer Berge. Das konsequente Ausnutzen jeglicher Bauflächen durch die Hausherren. Das Treiben einer andinen Großstadt und der sichtbare, traditionelle Einfluss der indigenen Bevölkerungsteile auf das tägliche Leben. Lauter gute Gründe, mich noch ein paar Tage mehr umzusehen und die bei der ersten Besichtigung versäumten Örtlichkeiten zu besuchen.

Meine Unterkunft beziehe ich diese Mal, auf Anraten meines Gastgebers in Santa Cruz, bei dessen Schwester im südlichen Teil der Stadt. Der südliche Teil der Stadt ist wegen den wärmeren Temperaturen, den wesentlich großzügigeren Grundstücken und der deutlich moderneren Infrastruktur besonders bei den wohlhabenden Bolivianern beliebt. Von hier ist es nur ein kleiner Spaziergang zu einer Besonderheit der Natur: dem Valle de la Luna. Bizarre Felsformationen, die wie zerlaufenes Wachs aussehen, dass sich über die Hänge ergießt. Der Rundgang durch das kleine Tal lohnt nicht alleine wegen des Blickes auf diese Besonderheit, sondern auch wegen des sich bietenden Panoramas auf die Stadt zwischen den bunten Bergen.

Richtig bunt wird es dann in der Innenstadt. Genau zum richtigen Zeitpunkt (Ende Juli/Anfang August) halte ich mich in La Paz auf und erlebe ein großartiges Spektakel: die „entrada universitaria„. Die fast ausschließlich hier angesiedelten Bildungseinrichtungen des Landes feiern in traditionellen Kostümen mit entsprechender Musik den Einzug neuer Studenten und den Beginn des Semesters. Als Tänzer beweisen sich die Novizen sowie die älteren Generationen. So bewegen sich einige tausend Personen rhythmisch zu den Klängen und zeigen lauthals den ganzen Tag ihre Freude den massenhaften Zuschauern. Eine Energie, die auch mich sofort ergreift und dieses Karnevalartige Fest zu einem fröhlichen Erlebnis macht.

Mit dem Bus verlasse ich das ausgelassene Treiben und begebe mich in das nur 155 km entfernte Copacabana. Mit dem Weltbekannten Strand in Rio de Janeiro (siehe Rio de Janeiro – Karneval im Schatten vom Zuckerhut..) hat diese Stadt außer dem Namen nur wenig gemeinsam. Sie wird von mächtigen Hügeln dominiert und liegt an einem Gewässer: dem Titicacasee. Die Überfahrt vom Festland zur Halbinsel erfolgt per Fähre, wobei eher der Begriff Floß für die uralten Holzkonstruktionen sinnvoller ist. Für einen kurzen Augenblick überlege ich, mein Gepäck aus dem Bus zu holen, befürchte ich doch, dass das Übersetzen ins Wasser fallen könnte. Jedoch ohne Vorkommnisse kann die Fahrt fortgesetzt werden.

Die Kleinstadt Copacabana ist sehr touristisch geprägt und macht eigentlich wenig Spaß. Lediglich die Promenade, der natürliche Hafen und der Blick von einem der Hügel sind lohnenswert. Will man aber das wunderschöne Gewässer, das zu den Ländern Peru und Bolivien gehört, besichtigen, ist ein Aufenthalt hier aber unumgänglich.

Der See auf 3.800 m ü.N.N., mit einer Länge von 180 km und einer Breite von bis zu 70 km strahlt, ähnlich wie der Baikalsee in Russland mit seinem Schamanismus, Mystik aus. Die hohen, teils schneebedeckten Berge spiegeln sich in den unterschiedlichen Farben des Wassers wider. Sehr karg bewachsen ragen vereinzelt Inseln hervor, die in der Mythologie der Inkas eine große Bedeutung haben.

Die wohl bekannteste Erhebung in dem See ist die Isla del Sol mit ihren circa 2.000 Einwohnern, die den Brunnen und die Treppe der Inkas behüten, alte Ruinen bewachen und zahlreichen Rucksackreisenden Unterschupf gewähren. Die Insel wirkt verschlafen und sehr ruhig. Bei einem ausgiebigen Rundgang  genieße ich die unglaubliche Stille, den Blick in die Ferne, auf die Berge und sauge die Zeitlosigkeit und die Schönheit der Umgebung in mich auf.

Fast schon dramatisch schön sind die Sonnenuntergänge. Der sich für die Nacht verabschiedende Stern verwandelt das Wasser nach und nach in ein blaues, goldenes und dann silbernes Farbspektakel. Untermalt mit der richtigen Musik und mit einem Glas Wein werden diese Momente an Romantik, Dramatik, Sehnsucht und Zufriedenheit für mich zu einem Highlight meiner Reise.

Die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Aber meine Zeit in Bolivien schon.

Von diesem so vielseitigen, sehr interessanten, wunderschönen Land mit fantastischen Menschen nehme ich schweren Herzens Abschied. Ich freue mich aber schon sehr auf das nächste Abenteuer. Die Erfüllung eines weiteren Lebenstraums steht bevor. Es geht für mich nach Peru.

Und alleine der Grenzübertritt ist ein Spektakel. Ich werde berichten..

Euer Thilo

(siehe auch Stationen und Distanzen)


3 Gedanken zu “Laute Fiesta in La Paz und die Stille am Titicacasee..

Hinterlasse einen Kommentar