Meine ersten Schritte in Südamerika..

Montevideo, der 28. November 2016, 12h. Ich trinke gerade frisch gepressten Orangensaft, ein duftender, heißer Kaffee aus brasilianischen Bohnen steht daneben. Die bereits jetzt strahlende Sonne gibt sich schon alle Mühe, die Wettervorhersage warmer Temperaturen von 26 Grad Celsius und mehr wahr werden zu lassen.

Meine ersten Schritte in Südamerika sind getan. Sie begannen mit gewaltigen Emotionen, Erwartungen, Vorstellungen und ja, auch mit Ängsten. Die Ungewissheit: wird alles gutgehen, machst du das Richtige, was machst du wenn, was ist mit den Lieben daheim, beschäftigt mich sehr. Eine Antwort erhalte ich auf diese Fragen natürlich noch nicht..

Meine Vorstellungen sind mannigfaltig und lassen mich davon träumen, dass ich meist positive und lehrreiche Erfahrungen sammeln werde: ich wünsche mir Begegnungen mit interessanten Menschen aller Länder, das Entdecken von allen bekannten und unbekannten Orten und Pfaden, einen Blick hinter die Kulissen, das Kennenlernen all dessen, was ein Land, seine Menschen und Kultur ausmacht, die Entdeckung von kulinarischen Spezialitäten und selbstverständlich, das Erleben von Freude und Glück pur. Jedenfalls wünsche ich mir zahlreiche Erfahrungen, die mir helfen, mein Weltbild zu erweitern und zu komplettieren, und die mich persönlich formen und glücklich machen..

Beim Blick auf die Erwartungen bin ich aufgrund der Erfahrungen meiner bisherigen Reisen schon realistischer. Mir ist klar, dass ich nicht nur von einem „Supererlebnis“ zum Nächsten eilen werde, dass Südamerika nicht in heller Aufregung meine Ankunft erwartet und versucht, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, sondern dass ich genau so wie jeder hier Schlange stehen muss, nicht immer auf dem Platz am Fenster im Bus sitze, nur weil ich hier zum ersten Mal entlang fahre, und ich auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das ein oder andere Problem zu meistern habe. Aber das sind nur Herausforderungen, sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil einer Reise. Erst recht freue ich mich schon sehr auf die Herausforderung, jeden Tag wichtige Entscheidungen zu treffen: was schaue ich mir an, was esse ich, wo wohne ich, wie komme ich dahin, bleibe ich hier oder ziehe ich weiter, an welchem Strand lege ich mich nieder, soll ich nochmal im Meer baden gehen..

Die gewaltigen Emotionen reichen von Himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Das wirklich Schreckliche bei einer solchen Reise ist für mich das Abschiednehmen von den Menschen, die mein Leben bisher ausmachen. Dieser Moment, wenn man sich spätestens am Flughafen für eine sehr lange Zeit ein letztes Mal drückt, ein letztes Mal in die Augen blickt, sich letzte Wort von Angesicht zu Angesicht sagt, ein letztes Mal winkt…ist einfach unbeschreiblich traurig. Auf meinem Flug von Frankfurt zum Zwischenstopp in Madrid habe ich schon ein wenig Gelegenheit, diesen Schmerz zu verarbeiten. Mit jeder Flugminute vermischt sich diese Traurigkeit mit der Freude, dass mir das Leben gerade eine großartige Chance bietet, Einzigartiges zu erleben. Ich habe mich ja auch für diesen Weg entschieden und bin bereit, es zuzulassen..

Am Flughafen von Madrid habe ich nur Augen dafür, auf diesem riesigen Areal das richtige Gate zu finden und in mich auf einen 14-Stunden-Flug einzustellen. Beim Start des Fluges nach Montevideo werde ich davon überwältigt, dass meine nächsten Schritte auf mir unbekanntem Terrain stattfinden werden – die Vorfreude wächst. Nach einer schlaflosen Nacht geben am nächsten Morgen die Wolken den Blick aus 10 km Höhe den Blick auf die Erdoberfläche frei. Und plötzlich Land, südamerikanisches Land. Mein Herz hüpft vor Aufregung und Freude. Vor lauter Schärfung der Sinne auf das Neue kenne ich plötzlich keine Traurigkeit mehr. Die Aufregung steigt ins Unermessliche, als ich tatsächlich den Boden betrete, die Luft einatme, die Wärme spüre, den Duft rieche – ich empfinde Glück. Ich habe es geschafft; die Umsetzung meines Traumes wird konkret..

Begleitet werde ich dabei von Franco, meinem Sitznachbar, der mich herzlich in Uruguay willkommen heißt. Er bietet mir an, dass sein ihn abholender Bruder Matias mich in die Stadt fährt. Dieser macht das auch und entpuppt sich dabei als ortskundiger Guide. Es entsteht eine lustige Unterhaltung, die Matias veranlasst, mit mir eine größere Rundfahrt  zu unternehmen und mir so eine erste Übersicht über die Stadt zu verschaffen. Sie setzen mich an der zentralen Bus-Station der Stadt ab. Hier bin ich mit Esther verabredet – bei ihr wohne ich für die nächsten drei Tage. Wir besteigen einen Bus und fahren für einige Stationen – wegen der neuen Eindrücken und Aufregung sind die Strapazen der langen Reise und der Schlaflosigkeit vergessen gemacht. Vor lauter überreizter Wahrnehmung grinse ich vor mich hin – erst recht, als ein Gitarrist den Bus besteigt. Für mich spielt er erstklassig und singt dabei Folklore – der ganze Bus singt mit. Mein Willkommens-Ständchen..

Gestern war mein erster Tag in Montevideo und es werde noch weitere Tage folgen. Was ich hier erlebe, schreibe ich selbstverständlich auf..

Jetzt gehe ich zur zentralen Bus-Station und kaufe mir ein Ticket nach Salto, eine Stadt im Norden Uruguays. Schließlich will ich ja endlich mal etwas sehen!

Euer Thilo

 

 

 

 


6 Gedanken zu “Meine ersten Schritte in Südamerika..

  1. Hallo Thilo was Du geschildert hast, ist schon sehr eindruçksvoll- einerseits das Abwarten und das Ungewisse, dann die Freude über das Neue….Gut die Emotion und dann die Realität, weiter so: „iinnen und aussen“….Haben heute Geburtstag von Opa gefeiert, tolles griechisches Essen!
    Bisous ❤

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  2. Hallo Lieber Thilo bin sehr geruehrt von deiner sehr mutige Weltreise und Berichte von der Reise folgen .Und wenn in Asien reisen bist auch Sueden Korea.( wo wir leben, bei Busan )kommen willst du herzlich willkommen bei uns.wir wueschen vor allem gute Gesundheit und passe gut auf dich. wir druecken fest die Daumen.Alles wird gut.

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  3. Ein toller Bericht!!!
    Klasse geschrieben, wie in Bildern.
    Man bekommt eine direkte Vorstellung von der Umgebung, der persönlichen Eindrücke, vom Erlebten direkt vor den Augen zu sehen. Emotional, begeistert und voller Freude. Mit den ganzen Herzen bei der Sache!!!

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